Meine erste Value-Aktie

Wenn man den Entschluss gefasst hat in Einzelaktien zu investieren, dann wartet direkt die nächste Herausforderung auf einen: Welche Aktie soll man nur aus der schier unendlichen Menge an Aktien kaufen? Eine einfache Frage, die einem schon zu Beginn an Schweißperlen auf die Stirn zu treiben vermag, und deren Beantwortung selbstverständlich von der Anlagestrategie abhängt.

In unserem #TeamValue Blog ist, wie der Name es schon andeutet, die Strategie bereits vorgegeben und so vermeiden wir eine andere, brisante Diskussion: welche Strategie ist denn überhaupt die Richtige für den aufstrebenden Einzelaktien-Investor? Darüber ließen sich Dutzende Blogs und Bücher schreiben. Zu Anfang dieses Blogs wollen wir diese Frage ignorieren, denn sonst kämen wir lange Zeit nicht voran. Wir werden in Zukunft darauf zurückkommen, aber zum jetzigen Zeitpunkt soll es uns genügen, dass die Value-Strategie nicht die dümmste aller möglichen Strategien ist. Ansonsten hätte auch ein gewisser Joel Greenblatt nicht eine Neuauflage seines Klassikers „The Little Book That Beats the Market“ mit dem überraschenden Titel „The Little Book That Still Beats the Market“ geschrieben.

Unser Interesse gilt ab sofort denjenigen Unternehmen, die bereits erwiesenermaßen profitabel wirtschaften und die im Vergleich zu anderen Unternehmen eine eher günstige Bewertung haben, also deren Aktienkurs nicht „zu teuer“ ist (wobei wir auch „zu teuer“ irgendwann einmal sauber definieren müssen). Genau das ist es, was man gemeinhin unter Value versteht, denn ein solches Unternehmen ist in der Tat wertvoll. Nur wenn ein Unternehmen bereits profitabel wirtschaftet, können wir mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es dies auch in Zukunft tun wird und wir Anleger irgendwann davon profitieren werden – nämlich in Form von Dividenden, also regelmäßigen Geldausschüttungen an diejenigen von uns, die Aktien dieses wertvollen Unternehmens ihr eigen nennen können.

Nun wurde es geschrieben: Dividenden. Ja, in unserem Blog illustrieren wir sogar eine Value-Dividenden-Strategie. Woher der zusätzliche Fokus auf Dividenden rührt wird in Zukunft noch zu besprechen sein (schon wieder ein Verweis auf die Zukunft), denn es wäre auch möglich ein Value-Depot ohne diesen Fokus aufzubauen. Auch hier müssen wir abermals um Geduld bitten, weil wir zunächst illustrieren möchten, wie man mit Hilfe der Kurskontrolle App seine erste Value-Aktie auswählen könnte, bevor wir alle diese Dinge detaillierter erläutern werden.

Wenn sich noch keine Aktien in einem Depot befinden, ist die Auswahl tendenziell einfacher, weil man noch nicht auf Diversifikation achten muss. Diversifikation bedeutet, dass man nicht alle seine Aktien aus derselben Branche oder aus demselben Land auswählen sollte. Wenn man aber noch gar keine Aktien besitzt, ist Diversifikation durch Kauf der ersten Aktie unerreichbar! Egal welche Branche ich wählen werde, es wird in jedem Fall die erste und einzige sein. Wenn man bereits Aktien aus einer oder mehreren Branchen hält und dann eine weitere Aktie kaufen möchte, bekommt die Frage nach der Branche mehr und mehr Gewicht, denn nun kann man tatsächlich seine Aktien über verschiedene Branchen (oder Länder) streuen, um so das Risiko von Kursverlusten zu reduzieren. So kommt man dann auch einer Diversifikation näher.

Werfen wir nun einen Blick auf die Kurskontrolle App:

Sämtliche Aktien in der Kurskontrolle App sind nach ihrer Value-Bewertung sortiert. Dies bedeutet, dass sich Aktien mit besserer Value-Bewertung gemäß den Kriterien von Joel Greenblatt vor Aktien mit schlechterer Value-Bewertung befinden. Die beiden Metriken, die Greenblatt in seinem Ansatz verwendet, heißen Kapitalrendite (englisch: Return on Invested Capital) und Gewinnrendite (englisch: Earnings Yield), welche wir bereits früher auf folgender Seite vorgestellt haben.

Wenn man also nach dem Ansatz von Greenblatt investieren möchte, sollte man Aktien am Anfang der Liste den Vorzug geben gegenüber Aktien am Ende der Liste. Der Einfachheit halber haben wir das mit Farben kenntlich gemacht, wobei Grün eine gute Value-Bewertung gemäß Greenblatt, Orange oder gar Rot hingegen eine schlechtere beziehungsweise sehr schlechte Value-Bewertung andeutet.

Da, wie bereits oben angedeutet, für den Kauf der ersten Value-Aktie die Branche nicht im Vordergrund steht, kann man sich eine beliebige Aktie aussuchen, die sich im grünen Bereich befindet. Wenn man der Value-Strategie von Greenblatt vollends vertraut, sind keine weiteren Analysen des Unternehmens mehr erforderlich, weil alle für die Strategie relevanten Parameter bereits berücksichtigt und in der Kapital- und Gewinnrendite ausgedrückt wurden. Möchte man diese Value-Strategie nicht als alleiniges Auswahlkriterium verwenden, so ist es auch möglich diese Strategie mit anderen zu kombinieren, um aus einer Liste vieler grüner (also gut bewerteter) Unternehmen dasjenige auszuwählen, welches einem am meisten zusagt. Greenblatt selbst verlangt das aber nicht.

Zu diesem Blog-Beitrag gibt es auch ein YouTube-Video, in dem Simon zeigt, wie er die erste Aktie(n) für das Value-Dividenden-Depot kauft.